Malediven

14. November 2022

Die wunderschöne farbige tropische maledivische Unterwasserwelt hat es mir besonders angetan. Mich musste man jeweils fast aus dem Wasser zwingen, damit ich aufhören konnte, den Fischen zuzuschauen. Ja, und gestern kamen mir plötzlich die Tränen, als ich die Bilder sah, mein Herz wurde schwer wie ein Zementblock. Ob ich jemals wieder mit Hampi zusammen die Malediven besuchen kann? Aktuell traue ich mich nicht allzu weit weg, vor allem nicht an Orte, an denen man ungern ins Notfallspital eingeliefert wird. Ausserdem macht es die Chemo nicht einfacher, Ferien zu buchen… Ganz schnell musste ich mich wieder ins Hier und Jetzt zurückholen, wissend, dass jeder Tag ein Geschenk ist und niemand weiss, ob er den nächsten Tag noch erleben darf oder nicht. Mit einer schweren Diagnose sieht es immer so aus, als ob der eigene Countdown schneller liefe als der, der Anderen, aber dem ist nicht so. Ich weiss es ja…, dennoch war mein Herz so schwer und die Sehnsucht nach unbeschwertem Pläneschmieden so gross.

Am gestrigen Morgen durften wir mit zwei lieben Freundespärchen brunchen. Sie erzählten von der Pensionierung und den Plänen, die nicht unbedingt weitgreifend sein müssen, jedoch natürlich im Kopf sind, von der Gemeinsamkeit und der Freude, die sich auf diese Zeit ausrichtet. Das meine ich mit „unbeschwert“. Auch wenn niemand weiss, was die Zukunft bringt. Das Nichtwissen ist zuweilen ein echter Segen! Wir hatten es so schön, leichte Gespräche über Gott und die Welt (sagt man so, aber ich glaube nicht, dass Gott Bestandteil des Gesprächs war ;-)), keine Sorgen wälzen. Das tut mir gut, das liebe ich und auch, dass man nicht ständig auf die Krankheit reduziert wird.

Gespräche mit jemandem, der krebskrank ist, sind vermutlich so heikel, wie Gespräche oder das Verhalten einem wie auch immer eingeschränkten Menschen gegenüber. Früher hätte ich „behindert“ schreiben dürfen, ohne es diskriminierend zu meinen. Das Thema: „wie verhalte ich mich denn richtig“, durfte ich unlängst mit meiner Schwipschwägerin besprechen und es stimmt, mir wäre es auch so gegangen und nicht jeder reagiert gleich. Ich bin der „offene Typ“. Mich kann man alles fragen, je delikater, je lieber gebe ich Auskunft. Ich mag diese Gespräche, in denen man die Masken fallen lässt und nicht glaubt zu wissen, wie man für den anderen zu reagieren hat, sondern einfach frei von der Leber weg ist. Ich kenne viele Menschen, die trauen sich nicht mehr, neben einem Kranken glücklich zu sein, von ihren schönen Erlebnissen zu erzählen, Pläne zu schmieden, zu lachen und ausgelassen zu sein, weil sie denken, die Krebskranke (in diesem Falle ich) könne das nicht ertragen. Dabei macht mich genau das glücklich, zu sehen, wie das Leben pulsiert und wie jeder sich seinen Weg ausgesucht hat und ihn auch geht.

Ich weiss, dass es nicht jeder so sieht. Es gibt Kranke, die wirklich keine Fröhlichkeit in ihrem Dunstkreis ertragen. Was tun sich diese Menschen nur an? Mit der Krankheit noch deprimiert zu sein und alles grau in grau zu sehen. Bitte, verzeih, lieber Kranke, der dies nun liest und das Grau für sich beansprucht. Ich rede nur aus meiner Sicht der Dinge! Ich bin davon überzeugt, dass das Leben immer schön sein kann, wenn man gewillt ist, das Positive zu sehen. In diesem knappen Jahr, welches ich nun mit der Krebsdiagnose verbringe und wirklich viele Schmerzen, Operationen und Tiefpunkte erlebt habe, kann ich nur sagen: Ich habe mich immer wieder zurückgekämpft und das war nur mit meiner Positivität und meinem festen Willen möglich. Das Glas als halb voll anzusehen ist nicht immer leicht im Alltag, der einen manchmal zu überrollen droht, aber ich MUSSTE es lernen, denn anders hätte ich es niemals dahin geschafft, wo ich jetzt stehe.

Wir haben stets die Wahl, wie wir etwas betrachten wollen. Wir haben die Entscheidung und wir tragen die Konsequenz!