Singen tut gut!

9. Oktober 2022

dieser Blick aus dem Spitalfenster half mir, wieder auf die Beine zu kommen!

Nach 2 Tagen im Notfall wurde ich in die innere Medizin verlegt. Zuerst kam ich mir ziemlich fremd vor, denn ich gehöre ja in die Onkologie, nicht in die Innere, aber die Ärzte kümmerten sich wunderbar um mich, aus der Onko und aus der Inneren…
Ich kam in ein Zimmer, welches mir grosses Glück bescherte. Ich durfte Waltraud kennenlernen, ein wunderbarer Mensch und wir hatten es so gut zusammen.

An einem Abend fragte sie, ob wir singen wollen. Ich bin diesbezüglich eher zurückhaltend…, aber ich sagte zu und wir kramten in unseren Köpfen nach alten Liedern und sangen von vielen Stücken diese eine Strophe, die man so kennt. Eine Schwester besorgte uns dann 2 Gesangsbücher, wo wir jene Stücke fanden, die wir kannten und auch mehrere Strophen ablesen konnten. Von Der Mond ist aufgegangen, das war mein Lied über Lili Marlen zu Go down Moses u.v.a. sangen wir und unsere abendliche Gesangsstunde lockte Zuhörer und Mitsinger an. Immer waren 2 Schwestern mit dabei, welche mitsangen und auch ein Pfleger, ein junger Mann, fand Gefallen an unserer abendlichen Darbietung. Ich hätte nie gedacht, dass das so gut tut. Ich bin Waltraud sehr dankbar, dass sie mich dazu animiert hat.
Leider (für mich) durfte sie 2 Tage vor mir nach Hause und das war, als würde die Sonne sich hinter den Wolken verstecken. Gesungen wurde nicht mehr und die Liederbücher waren plötzlich weg…

In diesen Tagen im Spital dachte ich viel über den Tod nach. Ich war so schwach, dass ich nicht einmal alleine stehen konnte oder mir die Zähne putzen. Ich wog noch 43 Kilo, bis mir intravenös Nahrung eingeflösst wurde und ich damit auch wieder zugenommen habe, zumindest auf der Waage. Die Hosen sind mir dennoch alle zu gross und die Shirts schlackern nur so an meinem mageren Oberkörper. Es ist ein Schreck, wenn ich mich im Spiegel sehe. Wie geht es weiter? Ich habe solche Angst vor weiteren Schmerzen, dass ich mich immer wieder frage, wieviel ein Mensch aushalten kann. Ich bin so oft schon aufgetaucht, wie der Phönix aus der Asche, nach Notfällen und Notoperationen, aber wenn der Körper immer mehr an Substanz verliert, kann er diese Kräfte gar nicht mehr generieren.
Heute ist Vollmond… Es ist eine schwierige Zeit auf Erden, und dennoch ist der Herbst so wunderwunderschön, unsere Mutter Natur die Liebe meines Lebens. Ich bin so dankbar für diese schöne Jahreszeit.

Hier konnte ich erstmals nach 8 Tagen wieder im Park sein. Schaut mal das Gesicht oberhalb meines Liegestuhls. Einfach fantastisch, wie sich die Natur uns offenbart und wieviel Liebe und Energie sie für uns übrig hat… Lasst uns singen, für Mutter Erde, für die Natur und für UNS!