ich tausche… gegen…

13. Juli 2023

Man könnte glauben, dass ich etwas heiss bekommen habe, dass ich meinen Blog vernachlässige, aber dem ist nicht so. Mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf, ich glaube, ich könnte jeden Tag einen Blog-Artikel schreiben. Aber wisst ihr was? Ich beginne zu zögern und zu überlegen, was ich in die Öffentlichkeit tragen darf und was nicht.

Diese Einschränkung ist nervenaufreibend und ich habe schnell entschieden, mich auf diese Begrenzung nicht einzulassen. Der Kopf weiss, dass es immer Neider geben wird und dass die einzigen Grenzen diejenigen sind, die wir uns selber setzen… und in mir drin brodelt es dennoch, wenn mich jemand etwas hämisch anspricht, dass ich es mir schon schön machen würde und ständig auf Achse sei… Ehm: wer möchte mit mir tauschen? Ich biete Krebs gegen immer wieder ein paar Tage – zwischen den Chemotherapien – in denen ich ausfliegen darf???

Das jüngste Ereignis traf mich so sehr, dass ich effektiv einen Moment lang brauchte, um meine Positivität wieder zum Laufen zu bringen, um meinen Fokus wieder auszurichten, einfach um wieder klarer zu sehen. Es war so, dass ich folgendermassen angesprochen wurde: …,dass jemand, der es wirklich nötig hat, Unterstützung und Hilfe, z.B. im Haushalt erhalten dürfe und solle, jedoch sei es bei mir offensichtlich, dass es mir ja gut gehe und ich immer wieder im Schwarzwald sei und es deswegen nicht fair sei, Hilfe zu beanspruchen… —

ein einziger Satz, der bei mir Entsetzen ausgelöst hat, zumal ich diese Unterstützung aus meiner eigenen Tasche bezahle. Ich konnte nur zur Antwort geben, dass so eine Einschätzung ja wohl besser meine Onkologin machen würde und nicht ein Laie. Auch wenn ich gut reagiert habe, fand ich, nagte es an mir und es ist immer mal wieder Thema in meinem Gedankenkarussell. Wäre es besser, ich würde zuhause auf dem Sofa liegen und mein Schicksal betrauern?

Meine Devise war und ist es, dass ich solange ich atme, mein Bestes geben will. Was für mich das Beste ist, definiere ich selber, zum Glück kann ich das auch allmählich immer besser, obwohl ich noch viel Luft nach oben habe, was Grenzen setzen, was eigene Bedürfnisse wahr- und ernstnehmen anbelangt u.s.w.

Dass ich in den Schwarzwald fahren kann, ist mit meiner Onkologin besprochen und meine Ärzte finden, dass ich wirklich darauf achten soll, dass meine Lebensqualität hoch ist. Der Schwarzwald mit seiner guten Luft hilft meinen Lungen und meinem Herz und meiner Seele… ehm… ich überlege gerade, ob ich mich rechtfertige??? Ich glaube nicht!

Bitte, ihr Lieben da draussen. Was sind das für Menschen, die einem die wenigen Freiheiten neiden, die der Krebs zulässt?

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