alle Farben des Regenbogens

13. Juli 2022

Sind wir Menschen manchmal nicht einfach überheblich? Oder sollte ich hier nur die Einzahl verwenden? Ich glaube, ich war überheblich, wenn ich sagte, dass es sich für mich nicht lohnen würde, weiterzuleben, wenn ich nicht mehr velofahren, wandern, mich bewegen kann, wie bisher… Es lohne sich nicht zu leben mit zerstörten Schleimhäuten, mit tauben Fingern, ständigen Schmerzen…

In den letzten Wochen, in denen ich stark eingeschränkt war durch meine Schmerzen, erkannte ich plötzlich, wie sehr es sich lohnt, zu leben, TROTZ Einschränkungen.

Als Töfffahrer haben wir früher auch immer mal wieder diskutiert, wenn Unfälle unsere zweirädrige Freiheit überschattet haben, dass es sich nicht lohnen würde, mit Querschnittslähmung zu leben. Dass diese Aussage nicht wahr sein kann, zeigen die vielen Rollstuhlfahrer und lebenden Beispielen für ein erfülltes Leben trotz Einschränkung.

Ich glaube nicht, dass wir solche Gedanken aus Jux und Dollerei denken. Ich glaube, dass es ein wichtiger Reifungsprozess ist, der in einem stattfinden darf, wenn das Thema eben spruchreif wird. Niemand kann sich in der Blüte seines Daseins mit dem Gedanken abfinden, genau diese Blüte nicht mehr leben zu können… Keiner kann sich auch nur im Ansatz vorstellen, was alles relevant wird, wenn man dem Tod ins Auge schaut, ausser er blickt eben gerade in diese dunklen Höhlen.

Ich habe das Licht genau in diesen dunklen Höhlen erkannt. Es leuchtete mich an, schöner, ruhiger, kraftvoller, liebevoller denn je und ich wusste einfach: für mich lohnt es sich, zu leben, auch mit Einschränkungen. Weil trotz allen Schmerzen oder Beschwerden der Aufenthalt im Wald, der Blick vom Berg, das Rauschen des Wassers, der Duft einer Rose, das Grün der Bäume, das Glück, mit der Natur verbunden zu sein, immer mehr wiegt!

Das sage ich aus meinem tiefen Herzen, aus meinem Empfinden, von meinem Weg aus… ich habe absolut keinen Anspruch darauf, dass jemand meine Gedanken teilt oder gleich denkt. Es sind meine tiefen Erkenntnisse, die ich hier teile, aber vielleicht regen sie zum Nachdenken an: Wofür lohnt es sich zu leben?

Ich erhalte nun eine Immuntherapie, welche natürlich auch nicht Himbeersirup ist, die in mich tropft, sondern Chemie, aber ich will offen sein für die Möglichkeiten die sich mir bieten und will diese Chancen bestmöglich nutzen, denn nach wie vor bin ich von den Wundern überzeugt, die sich ereignen können. So oder so!

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